Das Rotwelsch
Rotwelsch ist die Ausdrucksweise der damaligen Randgruppen. Es ist keine eigenständige Sprache, sondern ein besonderes Vokabular, mit welchem sich Vagabunden, fahrendes Volk, Bettler, Händler, aber auch Diebe und andere Kriminelle von den ehrbaren Ständen abgrenzten und sich im Geheimen unterhalten konnten.
Viele der zur damaligen Zeit nur von “unehrenhaften“ verwendeten Begriffe haben mit der Zeit ihren Weg in die allgemeine Umgangssprache gefunden:
- Bock – Null Bock? – Das hat nichts mit dem Ziegenbock zu tun, sondern eher mit dem rotwelschen “bokh“ für Hunger oder Gier
- Bulle – Eine heute abschätzige Bezeichnung für einen Polizisten stammt wohl vom rotwelschen “bol“, eigentlich einer Bezeichnung für einen klugen Kopf
- Ganove – Zugegeben, das Wort wurde vom Großvater noch benutzt, ist aber nicht mehr wirklich modern – es stammt wahrscheinlich vom rotwelschen “Ganav“ = „Dieb“
- Wer Schmiere steht muss Wache halten, auf rotwelsch heißt wachen: “shmira“
- Das Model, das uns die neueste Mode präsentiert ist meist eine “Frau oder ein Mädchen“, rotwelsch “Mudel“
- Das rotwelsche Wort “Musche“ bezeichnete eine Prostituierte. Jetzt wisst Ihr, woher die Bezeichnung Muschi kommt :-) .
- Die Platte putzen – Rotwelsch “polat“ = Entwischen/Entkommen
- Die Saure Gurken Zeit hat nichts mit Gurken zu tun, sondern mit “Zóres“ und “Jókres“ was Not und Teuerung bedeutet.
- Wer schon mal den Unterricht geschwänzt hat ist stattdessen vielleicht “herumgeschlendert“ = Rotwelsch “schwentzen“
- Schlamassel – Rotwelsch “shlimazl“ = Unglück
- Pennen (schlafen) – Rotwelsch „Penaj“ = Freizeit
- Penne (Schule) – Vielleicht vom Rotwelschen “Bonne“, einem Haus in dem Gauner ein- und ausgehen ?
- Kittchen – Rotwelsch “Kitte“ = Haus (wohl auch damals schon eine Bezeichnung für „Gefängnis“)
- Etwas zu schnorren stammt wahrscheinlich von Rotwelsch “schnurren“ = mit Musik betteln, der Tätigkeit eines Bettelmusikanten. Die Schnurrpfeife ist das Instrument, mit welchem umherziehende Lumpensammler auf sich aufmerksam machten, und alte Lumpen erbettelten.
Rotwelsch enthält einen hohen Anteil jiddisch, hebräisch und romanes, aber auch Begriffe aus dem niederländischen, dem französischen und aus anderen Sprachen der deutschen Nachbarländer.
Zu den ältesten rotwelschen Quellen gehören das Augsburger Achtbuch von 1342 und eine Breslauer Wortliste von 1350.
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