Geschichten


Anekdoten, Geschichten und unterhaltsames aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit.
Es mag nicht alles eindeutig belegt sein, aber lesenswert ist so manche der Erzählungen allemal. 


Der militärische Gruß

Beim heutigen Militär wird gegrüßt, indem die gestreckten Finger der rechten Hand an den Schirm der Kopfbedeckung oder die Schläfe gelegt werden. Dieser ist ein Relikt aus der Vergangenheit, in der noch Rüstung bzw. ein Helm mit Visier getragen wurde. Der Gruß symbolisiert das aufschieben des Visiers.
Trafen zwei  Ritter in Rüstung aufeinander und öffneten ihr Visier, gaben sie einen Teil ihres Kopfschutzes auf und gaben sich zudem zu erkennen. Das Öffnen des Visiers signalisierte friedliche Absichten und ist in Form des militärischen Grußes noch heute in Gebrauch.


Alles in Butter
Es heißt, dass die venezianischen Glasbläser aus Murano, in alter Zeit, ihr dünnwandiges kostbares Glas zum Transport in flüssige Butter einlegten, so dass das Glas nach dem Abkühlen und Erstarren der Butter sicher verpackt gewesen ist. Alles in Butter = Alles in Ordnung.


Die Sau rauslassen

Je nach Ort und Tradition war es früher üblich, dass manche Häuser in der Weise gebaut wurden, dass sich im Erdgeschoss die Ställe für die Tiere und im Obergeschoss die Wohnräume der Menschen lagen. Zusätzlich zu Öfen und Feuern wurde die nach oben steigende Körperwärme der Tiere als Heizung genutzt.
Die Wohnräume im Obergeschoss waren jedoch oftmals so beengt, dass sie sich kaum dazu eigneten Feierlichkeiten zu begehen. Wer also ein Fest mit mehreren Personen plante und keine andere Möglichkeit fand, der nutzte hierfür die Ställe im Untergeschoss. Zuvor mussten natürlich die Tiere an einen anderen Platz gebracht werden und man hat "die Sau rausgelassen" um den Stall anderweitig nutzen zu können.


Seinen Senf dazugeben

In alter Zeit wuchsen in Mitteleuropa mit Zwiebeln, Senf, Meerrettich und Ingwer nur wenige scharf schmeckende Gewürze. Senf war hoch angesehen und teuer. Wer etwas auf sich hielt, reichte zu seinen Gerichten auch einen kleinen Klecks Senf.
Die anderen aus Asien (u.a. Indien) stammenden Gewürze waren oft noch deutlich teurer.
Nach der Entdeckung der neuen Welt fiel der Preis der Gewürze nach und nach und Senf wurde zunehmend auch für den Normalbürger erschwinglich. Die Sitte, einen kleinen Klecks Senf zu seinen Speisen zu reichen verbreitete sich und es wurde auch kaum darauf Rücksicht genommen, ob denn Senf überhaupt zur Speise passte. Fast überall gab es ungefragt etwas Senf dazu und so verkam die Sitte zur Unsitte.


Das ist ja schon die halbe Miete

Wer bei diesem Spruch an die Wohnungsmiete denkt, ist auf dem Holzweg. Die hier gemeinte Miete stammt vom lateinischen Wort mēta und bedeutet in ihrem Ursprung “Kegel“ und damit eine Aufschüttung von was auch immer. So mancher lagert noch heute seine selbst gezogenen Möhren in einem kühlen dunkeln Keller in einem Sandhaufen, einer Sandmiete.
Es gibt Mieten für Rüben, Kohl, Äpfel, Holz und vieles andere mehr. Wer schon die halbe Miete hat, hat die hälfte seiner Jahresernte eingefahren und schon eingelagert – in der Bedeutung also weit mehr, wie die nächsten zwei Wochen wohnen zu können.


Da bist Du auf dem Holzweg

Wer auf dem Holzweg ist, befindet sich auf einem Irrweg, in einer Sackgasse oder läuft Gefahr sich zu verlaufen. Im Wald legen Holzfäller solche Wege an, um an die Baumbestände zu kommen, die gefällt werden sollen. Nach dem Abtransport der Stämme sind diese Wege manchmal stärker ausgetreten, wie dies bei den eigentlichen Wegen der Fall ist. So wird man verleitet den richtigen Weg zu verlassen Und den vermeintlich besseren Wegen zu folgen, die aber plötzlich zu Ende sind oder sich im Nichts verlieren.


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